Sie benutzen diese Website aktuell in Deutsch
Bitte aktivieren Sie JavaScript in Ihrem Browser, um diese Website vollständig nutzen zu können.

Umschulung zur Steuerfachangestellten: Zwei Absolventinnen erzählen

von Annette Albrecht

von taxspotting Redaktion 05. Dezember 2023

Uchraltugs Bat-Ochir und Ysbeli Bolduan kommen aus sehr unterschiedlichen Ecken der Welt, doch ihre Lebensläufe sind ähnlich. Beide haben in ihren Geburtsländern einen Abschluss gemacht, in ihrem Fach gearbeitet und sind dann nach Deutschland gekommen. Doch hier wurde ihr Abschluss nicht anerkannt. Bei der DBB DATA kreuzten sich ihre Lebenswege, als sie bei der Steuerkanzlei in Berlin-Mitte eine Umschulung zur Steuerfachangestellten absolvierten. Beide haben sich am Anfang viele Gedanken gemacht, ob sie die Ausbildung meistern können. Deutsche Gesetzestexte sind sehr kompliziert und schon für die meisten Muttersprachler schwer zu verstehen. Aber sie haben es trotz der sprachlichen Barrieren geschafft. Wie es ihnen heute geht, wie die Umschulung ablief und warum sie sich dafür entschieden haben, erzählen die beiden im Interview.

 

In welcher Branche haben Sie vor der Umschulung gearbeitet, wie war Ihr beruflicher Werdegang bis dahin?

Ysbeli Bolduan: Ich habe in Venezuela Bauingenieurswesen studiert und in einem Bauunternehmen gearbeitet – diese Ausbildung wurde aber in Deutschland nicht anerkannt. Da ich gut mit Zahlen kann, war ich lange Jahre in der Verwaltung und vorbereitenden Buchhaltung einer Großhandelsfirma in der Gastronomiebranche tätig. Die Corona-Krise traf die Branche hart, was dazu führte, dass meine Arbeitszeit auf ein bis zwei Tage die Woche verkürzt wurde.

 

Uchraltugs Bat-Ochir: In der Mongolei habe ich vor 20 Jahren Handelsmanagement studiert, dieses Studium wurde hier aber nicht anerkannt. Es ist nicht leicht hier in dem Beruf zu arbeiten, den man erlernt hat, man muss wieder schrittweise von unten anfangen. In Deutschland habe ich 10 Jahre in einem Supermarkt gearbeitet. Das war nicht immer einfach mit der Sprachbarriere, auch das Visum war ein Problem.

 

Wie kam die Idee und schließlich die Entscheidung für die Umschulung zur Steuerfachangestellten zustande?

Bolduan: Eines Abends sah ich mir die Tagesschau an, in der berichtet wurde, dass viele, die durch die Krise berufliche Probleme haben, die Zeit für eine Umschulung oder Weiterbildung nutzten. Ich war sofort angetan, da ich mir ohnehin schon Gedanken gemacht hatte, ob ich noch mal etwas anders machen möchte.

Aber ich hatte auch Zweifel: Kann ich das machen? Bei meinem bisherigen Arbeitgeber war ich seit 15 Jahren tätig. Und lohnt es sich? Zu dem Zeitpunkt war ich 49 Jahre alt. Als ich mich dann beim Arbeitsamt informierte und erfuhr, dass ich für die Umschulung arbeitslos sein muss, dachte ich direkt: Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, mich von meinem Arbeitgeber zu verabschieden!

 

Bat-Ochir: Aus gesundheitlichen Gründen darf ich den Beruf als Kassiererin nicht länger ausüben. So kam ich 2019 durch das Arbeitsamt auf die Idee eine Umschulung zur Steuerfachangestellten zu machen. Im Nachhinein bin ich sehr froh – so habe ich zu meinem Wunschjob gefunden.

 

Wie lief die Bewerbungsphase ab und wie fiel die Entscheidung auf die DBB DATA?

Bat-Ochir: Von zwei anderen Kanzleien hatte ich schon eine Zusage, ich war mir aber nicht zu 100 Prozent sicher. Deshalb habe ich dort um Bedenkzeit gebeten. Dann kam das Gespräch mit DBB DATA. Das war richtig schön, weil ich mich vom ersten Moment so wohl gefühlt habe – vor allem durch Frau Siebler und Frau Thoß. Ich habe dann direkt eine Zusage bekommen und meinerseits auch direkt zugesagt.

 

Bolduan: Ich habe 25 Bewerbungen geschrieben, fünf Gespräche geführt und schließlich auch fünf Zusagen bekommen. In unsere Kanzlei habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Ich merke schnell, ob ich einen guten Draht zu anderen habe und die Verbindung mit den Kolleginnen war direkt da. Sie nahmen sich auch die Zeit, Dinge gut zu erklären, und waren sehr geduldig. Ich wusste, das ist das Richtige und habe sofort zugesagt.

 

Wie war die Umschulung bei Ihnen strukturiert?

Bat-Ochir: Meine Umschulung begann 2019. Ich hatte drei Tage Schule und zwei Tage Praktikum in der Kanzlei pro Woche – im folgenden Jahr dann umgekehrt. Das fand ich schön, weil ich so direkt die Praxis kennengelernt habe. Durch Corona fand die Umschulung für mich vor allem Zuhause statt. Mit zwei Kindern war das eine zusätzliche Herausforderung.

 

Bolduan: Bei mir war die Umschulungszeit anders aufgeteilt: 7 Monate Schule und anschließend 10 Monate Praktikum in der Kanzlei.

 

"Die Unterstützung der Kolleginnen hat mich am meisten motiviert."

 

Welche Erfahrungen haben Sie während der Umschulung gemacht?

Bat-Ochir: Am Anfang hatte ich das Gefühl nur 20 bis 30 Prozent zu verstehen. Hier wurde sich viel Zeit genommen, mir die Inhalte zu erklären. Natürlich musste ich auch zusätzlich viel Zeit zum Lernen einplanen. Am Anfang waren das um die 6 Stunden am Tag. Die tolle Unterstützung der Lehrenden und von Frau Siebler und Frau Thoß hat mir sehr geholfen.

Wir haben ein tolles Arbeitsklima in der Kanzlei, wir können alles fragen und erzählen, man ist sehr verständnisvoll und herzlich. Kolleginnen aus der Schule haben in ihren Kanzleien leider andere Erfahrungen machen müssen – sie hatten sogar teilweise Angst davor, etwas nicht zu wissen und nachfragen zu müssen. Und das im Praktikum, das dazu dient, etwas zu lernen.

Die Umschulung wird oft von Ausländern gemacht, die sprachliche Verständnisprobleme haben. Ich verstehe auch, dass das anstrengend sein kann und man eventuell mehr Zeit und Geduld braucht. Umso dankbarer bin ich, dass ich hier so eine gute Erfahrung machen konnte.

 

Bolduan: Am Anfang war es schwierig, sich wieder auf das Lernen einzustellen, wenn man schon so lange gearbeitet hat. Die jungen Leute haben eine andere Geschwindigkeit. Mein Sohn hat zeitgleich Jura studiert und konnte mir manches erklären, wenn ich Probleme hatte. Das war eine große Unterstützung.

Auch die Kolleginnen haben sich immer Zeit genommen, mir Dinge zu erklären. Hier gibt es eine tolle Gemeinschaft und großen Zusammenhalt, das hat mir während der Umschulung sehr geholfen. Von den Fünf in der Schule, die gemeinsam mit mir angefangen haben, war ich die Einzige, die es bis zum Ende durchgezogen hat. Das hat mir Mut gegeben, mir aber gleichzeitig auch Angst gemacht. Die Lehrer haben sich viel Mühe gegeben und konnten sich meinem Tempo anpassen – auch sie haben mir Mut gemacht: „Sie schaffen das, der Fleiß lohnt sich am Ende!“ Das haben sie mir immer wieder gesagt.

 

Die erfolgreichen Umschülerinnen tauschen sich über ihre Erfahrungen aus.

Die erfolgreichen Umschülerinnen Frau Bat-Ochir und Frau Bolduan tauschen sich im Konferenzraum der Kanzlei Berlin-Mitte über ihre Erfahrungen aus.

 

Wie sieht heute Ihr Arbeitsalltag in der Kanzlei aus?

Bolduan: Ich arbeite in Vollzeit in der Kanzlei und bin froh im geregelten Arbeitsalltag anzukommen. Es gibt immer noch diese große Unterstützung im Team und man ist füreinander da. Mittlerweile kann ich die neuen Azubis unterstützen.

 

Bat-Ochir: Ich freue mich erst mal anzukommen, kann mir aber vorstellen in zwei Jahren noch eine Weiterbildung zur Finanzbuchhalterin oder Steuerfachwirtin zu machen. Aktuell arbeite ich 6 Stunden am Tag – das ist super für die Vereinbarkeit mit der Familie.

 

Wem würden Sie eine Umschulung zur/zum Steuerfachangestellten empfehlen?

 

Bolduan: Eigentlich allen, die Interesse und ein gewisses Durchhaltevermögen mitbringen. Junge Leute sind toll in der Branche, weil sie mehr Ahnung im Bereich Digitalisierung mitbringen und da einfach etwas flotter sind, das merke ich bei unseren Azubis auch. Wenn sie dann ausgelernt haben, sind sie eine große Bereicherung für die Kanzlei und die Mandanten.

 

Bat-Ochir: Jedem, der interessiert ist! Wichtig ist die Motivation, am Ball zu bleiben.

 

Lesen Sie außerdem, welche Soft Skills wichtig sind und was den Beruf des Steuerfachangestellten ausmacht.

 

Sie denken, eine Umschulung zum Steuerfachangestellten könnte auch für Sie genau das Richtige sein? Lassen Sie uns über Ihre Möglichkeiten sprechen. Schreiben Sie uns gerne eine Mail an jobs@dbbdata.de

Zurück